SCHMIGIELER KREISBAHN (750 mm)

Diese interessante Schmalspurbahn in der Region Grosspolen südlich von Poznan (Posen) wurde am 17.9.1900 in Betrieb genommen. Sie war Besitz des Kreises von Schmigiel (polnisch Smigiel), der damals preußisch, d.h. deutsch regiert wurde.

Der Blick auf die Landkarte verrät die Bedeutung der Schmalspurbahn für die Entwicklung ihrer Region. Denn die in der Nachbarschaft seinerheit gebaute Normalspurstrecke Breslau-Posen (Wroclaw-Poznan) berührte die Stadt Smigiel nicht, auch die Strecke Posen-Wollstein (Poznan-Wolsztyn, das heutige einzigartige normalspurige Dampflokdepot) konnte nicht erreicht werden. So wurde als Verbindung zwischen beiden Strecken eine Schmalspurbahn auf 1000 mm Spurweite gebaut. Sie schloss in Rakonewice sowie Stare Bojanowo an die genannten Normalspurstrecken an. Über Stare Bojanowo hinaus führte die Strecke östlich über die Ortschaften Splawie, Karmin, Chetkowo, Jezierzyna Zgliniec, Jurkowo, Czerwona Wies bis nach Krzywin. Der westliche Arm hatte bei Wielochowo einen nördlichen Abzweig, der bei Ujazd an die Normalspurbahn Koscian - Grodzisk anschloss. Bei Lubnica gab es ein privates Anschlussgleis bis zur Ziegelei nach Gradowice. Auf diese Weise war diese flache ländliche Region ziemlich gut erschlossen. Bei Smigiel, direkt an der Landstrasse von Poznan nach Wroclaw, ist das Lokdepot mit Zentralwerkstatt untergebracht. Bis heute liegt ein Grossteil der Bahnstrecke direkt neben der Landstrasse, was eine hervorragene Beobachtung und Film- sowie Fotoaufnahmen vom PKW aus ermöglicht.

Nach dem 1. Weltkrieg gehörte Smigiel zu Polen. Die Ziegelei verlor ihre früheren Märkte in Deutschland und musste schliessen. Daher wurde auch das Anschlussgleis 1923 abgebaut. 1932 wurde der Landkreis Smigiel aufgelöst und dem Landkreis von Koscian (deutsch: Kosten) zugeschlagen. Die Schmalspurbahn wurde daher in "Koscianska Wa,skotorowa Kolei Powiatowa" (Koscianer Schmalspurkreisbahn) umbenannt. Dem Landkreis Koscian gehörte bereits die Normalspurbahn von Koscian nach Gostyn. Diese wurde mit der Schmalspurbahn zu einem Unternehmen zusammengeführt, der Koscianskie Koleje Powiatowe (Koscianer Kreisbahnen).

Während des 2. Weltkriegs nannte die deutsche Besatzungsmacht die Bahn in "Zweckverband Gaubahnen Wartheland" um. Nach 1945 hiess sie zunächst "Smiegielska Kolej Wa,skotorowa" (Smigieler Schmalspurbahn) und ab 1949 - nunmehr unter staatlicher PKP-Führung - "Smigielska Kolej Dojazdowa" (Schmiegeler Zuführbahnen). Die PKP beschlossen Anfang der 50er Jahre, die zahlreichen polnischen Schmalspurbahnen so weit wie möglich auf 750 mm Spurweite zu vereinheitlichen. Bei der Smigieler Bahn wurde damit wurde 1951 begonnen. Da gleichzeitig die Strecke grundlegend saniert wurde, dauerten die Umspurungsarbeiten bis 1956. Die meterspurigen Fahrzeuge wurde dem Netz an der Ostseeküste von GRYFICE / KOSZALIN zugeführt. Smigiel erhielt zunächst zumeist ältere Gebrauchtfahrzeuge, später auch Neubau-Triebwagen. AM 1.6.1973 wurde der Abschnitt zwischen Rakoniewice und Wielichowo wegen geringer Benutzung eingestellt. Seither ist in Wielichowo der Endpunkt der Strecke.

Im Juli 1973 wurde zugleich die Dampftraktion zugunsten der Dieseltraktion eingestellt. Es wurden zunächst 2 rumänische Dieselloks der Serie Lxd2 sowie 2 polnische Loks der Serie Lyd1 eingestellt. Der östliche Abschnitt zwischen Zgliniec und Krzywin wurde wegen des Baus eines Wasserreservoirs eingestellt. 1990 wurde auch die regelmäßige Bedienung des Abschnitts zwischen Stare Bojanowo und Zgliniec eingestellt. Seine weitere Bedeutung behielt der Hauptabschnitt durch die Einführung des Transports von Normalspur-Güterwagen auf schmalspurigen Rollwagen seit den 60er Jahren sowie die Einführung rumänischer Diesel-Triebwagen ab 1987. Eine kurzzeitige Übernahme durch die Gemeinde wurde in den 90er Jahren nach einem halben Jahr wieder rückgängig gemacht, da die Gemeinde auf das eigenständige Organisieren des Zugverkehrs nicht vorbereitet war. Unter der Führung der privaten Gesellschaft SKPL ist inzwischen ihr Erhalt weiter gesichert.

Der belgische Eisenbahnenthusiast berichtete am 16.6.2006 in LOKREPORT ONLINE über die neueste Entwicklung bei der Schmalspurbahn von Smigiel. Das in Wolsztyn ansässige britische touristische Unternehmen "The Wolsztyn Experience" hat von der Schmalspurbahn in Gniezno (Gnesen) die Dampflokomotive Px48-1785 bis Ende Oktober angemietet. Nach Bedarf ist die Maschine unter Dampf und fährt viermal pro Tag Planzüge nach Stare Bojanowo an der Strecke Poznan - Leszno. Am 12. Juni stand der Zug abfahrbereit im Bahnhof Smigiel siehe die folgenden Fotos von Rik Degruyter.

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