INTERLOK UND MALOWA BAHNWERKSTATT: REVISION DES DAMPFKESSELS FÜR LANZ LOKOMOBILE TYP LQ
Die Betriebsgenehmigung eines Dampfkessels unterliegt dem Recht des Landes, in dem er eingesetzt werden soll. Das bedeutet, dass bei Reparaturen von Altkesseln ein Überwachungsorgan des Betreiberlandes die Genehmigung erteilen muss. Bei Reparaturen im Ausland, wie durch INTERLOK in Polen, bedeutet das prinzipiell, dass der Vertreter des Überwachungsorgans mehrfach nach Polen ins Reparaturwerk reisen muss. Die überwachende Institution berechnet dabei in der Regel hohe Dienstreise-Stundensätze auch für jede Stunde der An-und Abreise. So schlucken diese Kosten zumal bei kleinen Dampfkesseln weitgehend den Preisgewinn durch eine Reparatur im Ausland.
Aus diesem Grund bietet der INTERLOK-Anteilseigner MaLoWa Bahnwerkstatt GmbH aus Benndorf an, solche Aufträge zu übernehmen, an INTERLOK in Polen unterzuvergeben und die Vermittlung zum einheimischen Kesselüberwachungsorgan zu übernehmen. In diesem Fall ist es möglich, den Kessel ohne Voruntersuchung nach Polen zu senden. Sofern das überwachende Organ nicht beim Kunden vor Absendung bereits festgelegt hat, welche Teile des Kessels durch neues Blech zu ersetzen sind, werden in Polen die alten Rohre und die Feuerbüchse ausgebaut. An verschiedenen repräsentativen Punkten wird die Kesselblechdicke gemessen. Dazu hält INTERLOK ein Formular bereit (Fotos oben: Prüfformular und MaLoWa-Geschäftsführer Gerhard Kellner bei der Wanddickenmessung) , in welchem die Messpunkte dem überwachenden Organ vorgeschlagen werden können. Dann wird ein Vorschlag gemacht, welche Blechteile gegen neue zu ersetzen sind (werden im Prüfblatt schraffiert eingezeichnet). Die Brauchbarkeit des für gut erachteten alten Blechs wird geprüft durch:
Diese Probe verteuert etwas die Gesamtproduktion, da bei positivem Ergebnis der Probe ja dennoch ein Loch im brauchbaren Teil des Kessel verbleibt, das durch Einschweissen eines neuen Blechflickens gefüllt werden muss. Der Überwachungs- und Abnahmeinspektor entscheidet daher über die Notwendigkeit dieser Probe. Für die zuerst genannten Prüfungen kann man auch abgetrennte für schlecht befundene Blechteile verwenden.
Für die neu gefertigten Elemente des Kessels wird die Festigkeit mathematisch kalkuliert. Die Elemente werden durch detaillierte technische Zeichnungen dokumentiert. Dabei werden die angewendeten europäischen technischen Normen und die verwendeten Blechgattungen definiert - Beispiele aus den entsprechenden Dokumentationen im obigen Foto. Die Dokumentation wird dem Kunden und seinem Überwachungsorgan aus dem Polnischen in die Sprache des Kunden übersetzt übermittelt. Nach Festlegung des Reparaturumfangs und Akzeptierung der Dokumentation für die neuen Teile wird der Kessel repariert. Am Ende findet eine interne Wasserdruckprobe unter Anwesenheit von MaLoWa statt. Die offizielle Vorführung und Abnahme gegenüber dem Überwachungsorgan des Kunden erledigt MaLoWa beim Kunden.
Genauso handhabte es INTERLOK auch bei Aufträgen in 2005/06 im Bereich Agrar- und Straßendampf. Über die MaLoWa Bahnwerkstatt GmbH wurde die Hauptrevision des Kessels einer deutschen Lokomobile LANZ des Typs LQ von 1915 für einen Magdeburger Kunden an Interlok vergeben. Das Foto oben zeigt MaLoWa-Geschäftsführer Gerhard Kellner in Pila bei der Eingangs-Begutachtung. Es wurde erhebliche Korrosion vor allem an Stehkesseldecke und Feuerbüchse festgestellt - siehe unten.
Die Feuerbüchsdecke war in dreifach gewellter Form ausgeführt, was die notwendige Festigkeit der Konstruktion auch ohne den durch den Hersteller damals als zu teuer erachteten Einbau von Deckenankern gewährleiste. Was seinerzeit in der Massenproduktion die billigste Lösung des Herstellers war, ist heute in Handarbeit ohne Vorliegen entsprechender Pressformen erheblich teurer. Wenn deshalb die dreifach gewellte Feuerbüchsdecke nicht wiederverwendbar gewesen wäre, hätte sie während der jetzigen Revision nach gängigem Dampflokschema konstruktiv vereinfacht werden können, indem man die Feuerbüchse flach gestaltet und Deckenanker einbaut. Bei dieser Revision war das jedoch nicht nötig, da sich die Feuerbüchsdecke als weiterverwendbar erwies. Der im Original mit dem Rahmen verbundene Bodenring wurde durch einen gesonderten angenieteten Bodenring ersetzt. Fragen wie die Befestigung von Stiftschrauben an von innen unzugänglichen Stellen wurden durch konstruktive Skizzen mit dem aufsichtsführenden TÜV Magdeburg abgestimmt. Fotos unten von links: Alte Feuerbüchse - neue Feuerbüchse - Konstruktionsskizze für TÜV-Abstimmung - neuer Kessel. Darunter: Herstellung der neuen Feuerbüchsrohrwand mit alter Feuerbüchsdecke.
Das Nieten an Dampfkesseln gehört bei Interlok zu den Standardaufgaben, was auch schon durch Nietarbeiten an 12 m hohen Kesseln beim österreichischen Konzern Voest-Alpine unter Beweis gestellt wurde. Die unten stehenden Fotos zeigen das elektrische Vorglühen von Nieten und das Einnieten am Kessel. Insofern halten die Kesselarbeiten bei guter Qualität den vorgegebenen moderaten Kostenrahmen ein.
Die Abnahme der Konstruktionsdokumente sowie des fertig revidierten Dampfkessel erfolgt problemlos durch die zuständigen Aufsichtsorgane, in Polen UDT und in Deutschland TÜV. Weitere Straßendampfprojekte sollen bei Interlok und MaLoWa bald folgen.
UNSERE GENERAL-REPARATUR DER LOKOMOBILE CEGIELSKI TYP "EM" VON 1921
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